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Ehem. Sensenwerk beim vulgo Spitzer 1

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2018

ehem. Herrenhaus vulgo Spitzer 1

Ehem. Sensenwerk beim vulgo Spitzer 1 - Bild 1

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2018

ehem. Herrenhaus vulgo Spitzer 2

Ehem. Sensenwerk beim vulgo Spitzer 1 - Bild 2

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2018

ehem. Herrenhaus vulgo Spitzer 3

Ehem. Sensenwerk beim vulgo Spitzer 1 - Bild 3

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2018

ehem. Herrenhaus vulgo Spitzer 4

Ehem. Sensenwerk beim vulgo Spitzer 1 - Bild 4

Foto: Hans Frießnegger Archiv

Ehem. Herrenhaus mit Wirtschaftsgebäude und Marhof; Ansicht von Osten

Ehem. Sensenwerk beim vulgo Spitzer 1 - Bild 5

Foto: Hans Frießnegger Archiv

vulgo Spitzer; die Rückseite des ehemaligen Wirtschaftsgebäudes, es stand hinter dem Herrenhaus parallel zum Glödnitzbach

Ehem. Sensenwerk beim vulgo Spitzer 1 - Bild 6

Foto: Hans Frießnegger Archiv

Ehem. Herrenhaus mit Wirtschaftsgebäude und Marhof sowie Pferdestall und Garagen rechts am Bild; Ansicht von Westen

Ehem. Sensenwerk beim vulgo Spitzer 1 - Bild 7
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Beschreibung

Das alte Herrenhaus beim vulgo Spitzer in Kleinglödnitz, Sitz des ehemaligen Sensenwerkes, erinnert an Jahrzehnte der wirtschaftlichen Blüte im Gurktal. Das 1883 erbaute herrschaftliche Gebäude der Spitzer-Realität ist seit den 1990-er Jahren nicht mehr bewohnt und wurde in den Jahren zuvor auch nur mehr fallweise genutzt. Das große Wirtschaftsgebäude mit seinen südseitigen Ziegelgitterfenstern gleich westlich des Wohnhauses wurde bereits 2013 abgetragen, 2017 folgte der Abriss des einstigen Moarhauses westlich des Glödnitzbaches direkt an der Abzweigung von der Gurktal Straße nach Glödnitz. Bis heute erhalten geblieben ist der vormalige Pferdestall südlich der Gurktal Straße sowie die daneben befindliche Garage und ein Teil des Sägewerkes südlich vom vulgo Ebner mit Sägebalken und Venezianergatter. Während die drei erstgenannten Gebäude, also das alte Herrschaftshaus sowie der große alte Stadel und das Moarhaus zur Gemeinde Glödnitz gehören bzw. gehörten, stehen die übrigen Baulichkeiten bereits im Gemeindegebiet von Weitensfeld. Die Gurktal Straße bildet hier die Gemeindegrenze.

Legende, Geschichte, Sage

Im Gurktal sind Hammerwerke, welche handliche Eisenteile oder auch fertige Eisenwaren herstellten erst im 16. Jh. nachweisbar. Das Roheisen wurde von Hochöfen im Raum Hüttenberg und Treibach zu den Gurktaler Betrieben geführt. Hammerwerk Standorte befanden sich in Pöckstein, Drahtzug, Gurk, Steinbrücke unterhalb des Fischerhofes, in der Sirnitz und beim vulgo Spitzer in Kleinglödnitz.
Bald nach 1500 findet sich im Urbar des Gurker Domkapitels der Eintrag "Wollff Schmied dient von ainem Guet und Müll an der Glödnitz..." Bei diesem Besitz könnte es sich um das Anwesen vulgo Spitzer gehandelt haben. Um 1560 besaß ein Wolfgang Lambacher die Anlage am untersten Glödnitzbach. Auf ihn folgten sein Sohn Niklas sowie dessen Ehefrau und Kinder als Besitzer einer Hube in Glödnitz mit Zulehen samt Mühle, Säge, Walchstampf und Streckhammer. 1576 verkaufte die Familie Lambacher Mühle, Säge und Stampf an Peter Widweger und seine Frau Martha. Der nächste Besitzerwechsel erfolgte 1607. Melchior Ettinger, seine Frau Barbara und ihre beiden Kinder erhielten vom Gurker Domkapitel neben anderen Liegenschaften Mühle, Säge, Walchstampf und Streckhammer kaufrechtlich zugesprochen. Ab jetzt hatte die Familie Ettinger über rund 200 Jahre den ganzen Besitz inne. Melchior Ettinger starb 1624. Auf ihn folgten Thomas, Peter und Johann Ettinger. Letzterer bewirtschaftete seine Güter 55 Jahre lang mit großem Erfolg. Er ließ sämtliche Gebäude neuwertig verbessern bzw. neu erbauen. Er baute auch das Wehr an der Gurk sowie ein langes Gerinne unter der Erde, wodurch erheblich mehr Wasser zum Hammerwerk gebracht wurde, da der Glödnitzbach allein zu wenig Wasser lieferte. Außerdem stellte er den Betrieb speziell auf die Sensenproduktion um. Um die Mitte des 18. Jhs. waren in seinem Betrieb 29 Sensenschmiede beschäftigt. Anfang des 19. Jhs. ging der Betrieb schließlich auf Peter Mayerhofer vulgo Sensenschmied über. 1855 erwarb dann Johann Spitzer das Sensenwerk. Auf ihn folgte 1887 sein Sohn Max Spitzer. Grundbücherlich gehörte die Realität seit 1929 Maria und Hans Spitzer sowie Elise Vaupetisch, doch dürfte Max Spitzer den Betrieb bis 1937 weitergeführt haben. Hans Spitzer führte nach dem 2. Weltkrieg noch eine Mühle, die 1952 eingestellt wurde.

1872 wurden beim Spitzer 96.000 Sensen, 1.500 Sicheln und 600 Strohmesser erzeugt. Der Kleinglödnitzer Sensenhammer beschäftigte im 18. und 19. Jh. meist zwischen 20 - 30 Sensenschmiede.
1883 dürfte das heute noch stehende Herrenhaus neu gebaut worden sein, da die Gewerkenfamilie zu diesem Zeitpunkt im Bauernhaus vulgo Ebner wohnte.
Laut Grundbuch wurde 1883 beim Spitzer neben der Landwirtschaft und dem Sensenhammer auch eine Mautmühle betrieben. Die Mautmühle stand ursprünglich am Glödnitzbach hinter dem Stadel. Um 1920 befand sie sich in einem Gebäude am Bach direkt gegenüber dem Herrenhaus und war schon elektrisch betrieben. Um die Mitte des 20. Jhs. war die Mühle wieder hinter dem Stadel. Um 1900 arbeiteten beim Spitzer auch zwei Sägewerke am untersten Glödnitzbach, die Hammersäge unterhalb des Hammerhauses und weiter unten noch die Ebnersäge.
Das Sensenwerk wurde 1918 eingestellt. Über das Ende des Betriebes ist wenig bekannt, doch dürfte wohl die Rohstoffknappheit vor Ende des 1. Weltkrieges und der Verlust wichtiger Absatzmärkte, die nach dem 1. Weltkrieg (Russland) verloren gegangen sind, dazu beigetragen haben, dass von einer Wiederaufnahme der Arbeit im Sensenwerk Abstand genommen wurde. Die Gewerkenfamilie Spitzer - Possek war nach Ende des Hammerwerkes bis etwa 1960 eine typische Gutsbesitzerfamilie mit einer großen Forst- und Landwirtschaft. Der wirtschaftliche Rückgang setzte noch vor den 1960-er Jahren ein. Zuerst wurde die Mühle zugesperrt (1952), bald darauf die Landwirtschaft verpachtet, später das E-Werk aufgegeben und 1989 auch das Sägewerk stillgelegt.

Literatur:
Brachmaier, Hartmut: Das Sensenwerk beim Spitzer in Kleinglödnitz. In: Weitensfelder Kulturbote 2005, Nr. 3, S. 4 - 8.

Gemeinde

Glödnitz

Standort

Das herrschaftliche Gebäude steht in Kleinglödnitz an der Abzweigung von der Gurktal Straße Richtung Flattnitz.
Kleinglödnitz 1
9346 Glödnitz

Entstehungszeit

1883

Eigentümer / Betreuer

Dr. Peter Possek/Klagenfurt