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Mariendarstellung

Mariendarstellung

Als Quellen für das Leben der Mutter Jesu dienen nicht nur die Evangelien, sondern auch Apokryphe Schriften zum NT, allen voran das Protoevangelium des Jakobus (2. Jh.), das ihre Kindheitsgeschichte erzählt, und Legenden vom Tod Marias (griech.: koimesis, lat.:transitus) in Jerusalem bzw. Ephesus aus dem 5. Jh.

Die meisten bekannten Motive stammen aus diesen Quellen. Andere Motive gehen zurück auf kultisch verehrte "authentische" Bilder Marias, sog. Lukas- und Wunderbilder (etwa verbunden mit Erscheinungen, wie in neuerer Zeit in Lourdes, Fatima und Medjugorje) oder entstammen der Marienfrömmigkeit mittelalterlicher und neuzeitlicher Kirchenschriftsteller (Maria als Sitz der Weisheit, Pieta, Schutzmantelmadonna, Sieben-Schmerzen-Mariens, Herz-Maria-Darstellung).

Während Maria in frühchristlicher Zeit nur eine geringe kultische Verehrung genoss, änderte sich dies grundlegend mit dem Konzil von Ephesus (431), das Maria zur „Gottesgebärerin“ erklärte, um zum Ausdruck zu bringen, dass ihr Sohn wahrhaft Mensch und Gott zugleich ist. Es entstanden bedeutende Wallfahrtsorte wie Loreto, südlich von Ancona in Italien, das nach legendären Berichten seit 1294 das Haus beherbergt, in dem Maria in Nazareth gewohnt und die Botschaft des Engels empfangen hat. Maria wurde zunehmend zur Fürsprecherin bei ihrem Sohn, dem gerechten und strafenden Richter, die für die Menschen Gnade und Schutz vor verdienten Strafen erwirkt.

Das eigentliche Kultbild Marias im Osten ist die Marienikone, die ihre kulturgeschichtlichen Wurzeln in den Bildnissen antiker Muttergottheiten (Kybele von Ephesus) und den Porträtbildern Verstorbener an ihren Grabstätten hat. Nach dem Vorbild antiker Stadtgottheiten wurden besondere Marienikonen als Schutzbilder gegen (Kriegs-) Gefahren eingesetzt. Das bedeutendste westliche Marienbild dieser Tradition ist die so genannte "Salus Populi Romani", eine Marienikone aus der Kirche S. Maria Maggiore in Rom, die der Legende nach der Evangelist Lukas nach eigener Anschauung von Maria gemalt hat. Zusammen mit einem ebenso hoch verehrten Christusbild wurde sie z.B. zur Abwehr der Langobarden in einer Bittprozession durch die Stadt getragen. Das eigentliche westliche Kultbild ist die Sitzstatue Marias (Majestas-Darstellung), die innen hohl ist und als Reliquiengefäß zur Verehrung ausgestellt wird.

(Josef Suntinger)

Foto: Zweinitz, Friedhofskapelle, Maria im Stil der Majestas (Monika Gschwandner-Elkins 2005)