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Karner

Karner

Österreichischer Ausdruck für ein Beinhaus (lat.: Ossarium): Runder, rechteckiger oder polygonaler kapellenartiger Bau, ein- oder zweigeschossig, zur Aufnahme von Gebeinen bei Nachbestattungen auf mittelalterlichen Friedhöfen. Hauptsächlich verbreitet in Romanik u. Gotik. Vielfach in Kombination mit einer Friedhofskapelle. Manche Karner sind heute zweckentfremdet oder zu Aufbahrungshallen umfunktioniert.
Der Karner steht wie auch die Taufkapelle in einem typologischen Zusammenhang mit der Grabeskirche in Jerusalem (4. Jh.), die bekanntlich ein Rundbau ist und im Westen die Architektur sowohl von Grab- wie auch Taufkapellen beeinflusste: Geburt, Taufe und Tod brachte man ikonographisch mit der Gedächtnisstätte der Auferstehung Jesu in Verbindung. Auch erhaltene Freskenprogramme bezeugen diesen Zusammenhang.
In Kärnten bedeutend sind der Karner von Metnitz mit den mittelalterlichen Totentanz-Fresken (ca. 1500), der Karner von Stein i. Jauntal mit den modernen Totentanzfresken von Kiki Kogelnig und der zweigeschossige Karner von Maria Saal. Der Karner von Tigring erfüllte beide Funktionen: zuerst die der Taufkapelle, dann die der Totengedächtnisstätte (eine Ausnahme?)

(Josef Suntinger)

Literatur: Biedermann, Gottfried, Romanik in Kärnten. Karner, Klagenfurt: Universitätsverlag Carinthia 1994, 71-74.

Zu den ikonographischen Hintergründen siehe: Suntinger, Josef, Kulturgeschichtliche Zeugnisse besonderer Art: Karner in Kärnten. In: KulturSpiegel 1/2010, 14-15.

Foto: Stein i. Jauntal, Karner (Norbert Cech 2005)