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Kalvarienberg

Kalvarienberg

Kalvarienberge sind am Rand oder außerhalb der Dörfer und Städte an einer Anhöhe errichtete Kreuzweganlagen: Eine Reihe von Bildstöcken oder Kreuzen, die die Stationen des Leidensweges Jesu darstellen, führen hinauf zu einer meist mächtigen Kreuzigungsdarstellung und/oder einer Kalvarienbergkapelle.

Die Anordnung der Kreuzwegstationen soll an die topografischen Gegebenheiten im Heiligen Land erinnern, die Richtstätte, die nach dem Zeugnis der Evangelien ursprünglich außerhalb der Stadt gelegen ist und auf Hebr. „Golgotha“/lLat. „Calvaria“ genannt wurde.

Den gedanklichen Beginn der Kreuzwege bildet die im Mittelalter aufkommende Sehnsucht der einfachen Leute, Christus im Leid nahe zu sein, und der liturgische Brauch in Jerusalem, Tod und Auferstehung Jesu mit kurzen Wortgottesdiensten an den Orten zu feiern, an denen sich die Ereignisse der Karwoche abgespielt haben.

In den Kalvarienbergen wurden die beiden heiligsten liturgischen Stätten Jerusalems, Golgotha (Kreuzigungsstätte Jesu) und die „Anastasis“ (Grabkapelle Jesu) mit den Stationen des Leidensweges Jesu aus der Stadt hinaus zur Richtstätte ideell nachgebaut, ursprünglich von Pilgern, die diese Bräuche in Jerusalem miterlebt hatten.

Bis zum Jahr 1785 hatten nur die Franziskaner das Recht diese Kreuzwege anzulegen. In der Zeit der Aufklärung (18. und 19. Jahrhundert) wurde der religiöse Brauch verboten, blieb aber im Volk so fest verankert, dass er im Jahr 1837 wieder offiziell erlaubt wurde. 1871 fiel schließlich die kirchliche Beschränkung zur Gründung von Kreuzweganlagen, was zur vermehrten Anlegung von Kalvarienbergen führte.

Die Aktualität der Kalvarienberge in unserer Zeit bezeugt für Kärnten der moderne Kreuzweg von Stein im Jauntal, dessen Stationen und Kalvarienbergkapelle jeweils von einem zeitgenössischen/einer zeitgenössischen KünstlerIn, von Josef Stefan bis Kiki Kogelnik, gestaltet ist.

(Josef Suntinger)

Foto: Stein i. Jauntal, Kärntner Kreuzweg (Norbert Cech 2005)