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Prunnerkreuz

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2006

Prunnerkreuz 1

Prunnerkreuz - Bild 1

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2006

Prunnerkreuz 2

Prunnerkreuz - Bild 2

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2006

Prunnerkreuz, Seitenansicht 1

Prunnerkreuz - Bild 3

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2006

Prunnerkreuz, Seitenansicht 2

Prunnerkreuz - Bild 4

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2006

Prunnerkreuz, Südseite mit römischem Kindergrabstein

Prunnerkreuz - Bild 5

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2006

Prunnerkreuz, Nordseite Stele mit den Köpfen des C. Iulius Censo und Iulia Privata

Prunnerkreuz - Bild 6

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2006

Prunnerkreuz, Reliefstein

Prunnerkreuz - Bild 7
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Beschreibung

Beim Prunnerkreuz handelt es sich um einen nach Westen hin offenen Kapellenbildstock. Die noch streng klassizistische Westfassade wird von einem Pilasterpaar, auf dem ein Architrav mit einem Dreiecksgiebel aufsitzt, gegliedert. Dazwischen öffnet sich ein Rundbogen ins Innere des Bildstocks.
In der tiefen Kapellennische befindet sich das Bild des Franziskanerheiligen Antonius von Padua, dem der Bildstock geweiht ist, mit dem Wappenschild des Erbauers (der einen Ziehbrunnen zeigt) und der Künstlersignatur von P. Haberl.
Die Außenmauern des Kapellenbildstocks sind überaus dicht mit Römersteinen, aber auch frühchristlichen Pilasterkapitellen geschmückt. Auch finden sich hier Tafeln mit Chroniknotizen, die sich etwa auf die Belagerung Maria Saals durch die Ungarn 1482 (1480), auf zwei Naturkatastrophen der damaligen Zeit, ein mächtiges Erdbeben am 4. Dezember 1690 und eine Heuschreckenplage 1693, und den Einsturz der Pfarrkirche St. Egid in Klagenfurt 1692 beziehen.

Unbekannte Täter beschädigten in der Zeit zwischen Sonntag, den 23. August 2020, 12 Uhr und Montag 15 Uhr, das Prunnerkreuz schwer. Sie brachen aus der Südmauer der Kapelle das Medaillon "Büsten zweier Knaben" vermutlich mit einem Meisel oder Brecheisen gewaltsam heraus und stahlen es. Weiteres haben sie bei dem Versuch noch weitere Steine zu stehlen sieben Römersteine beschädigt. Am Donnerstagmittag, dem 27. August wurde die antike Steintafel dann wiedergefundengen: Abgelegt beim Drasendorfer Kreuz in der Drasendorfer Straße in Klagenfurt. Aufgrund der großen medialen Berichterstattung und der Veröffentlichung des Diebstahles auf der Webseite des Bundeskrinimalamtes dürften die Diebe erkannt haben, dass die Wahrscheinlichkeit bei dem Verkauf des Römersteines am Schwarzmarkt gefasst zu werden extrem groß ist. Da haben sie den Römerstein lieber bei einem Marterl unweit des Tatortes abgelegt. Die antike Steintafel blieb zum Glück weitgehend unbeschädigt und konnte wieder dem Eigentümer übergeben werden.

Legende, Geschichte, Sage

Johannes Dominicus Prunner (1654-1719), der Erbauer der Antoniuskapelle, war Landschaftlicher Schreiber, d. h. er versah den Kanzleidienst der Kärntner Landstände und bezeichnet sich in der Stifterinschrift von 1692 als cancellista archiducatus Carinthiae. 1704 wird er zum Registraturadjunkt und schließllich 1718 zum Landschaftlichen Registrator ernannt. Er gilt als der wichtigste Altertumsforscher Kärntens in der Barockzeit.
Die Antoniuskapelle ging aus seiner
Sammler- und Forschertätigkeit hervor, die im Zeichen der Entdeckung Virunums stand, jener antiken Stadt, die für die pannonische Stadt "Sala" gehalten wurde und von deren Namen er, wie andere auch, den Namen Zollfeld ableiten wollte. Seiner Überzeugung verlieh er in einem Vers Ausdruck, den er unterhalb der Porträtköpfe auf einem römischen Kindergrabstein einmeißeln ließ. Dieser befindet sich an der Südseite des Bildstocks und lautet: "Hier ist der Ort, wo Sala stand. Betritt' sie o Wand'rer!" Prunner schuf damit am Ort der römischen Ruinen ein erstes öffentlich zugängliches kleines Römermuseum, dessen Außenwände mit je drei vertikalen Reihen von Römersteinen gegliedert sind.

Der Kapellenbildstock wurde zweifellos bewusst an dieser Wegkreuzung auf freiem Feld errichtet. Der von Norden kommende Weg war einst die Hauptstraße. Nach Osten führt von hier der Weg zu den Schlössern Töltschach und Meiselberg. Früher gingen am Prunnerkreuz auch die "Vierbergler" vorbei.

Zu den geschichtlichen Hintergründen siehe: Glaser, Franz, Antoniuskapelle des Johannes Dominicus Prunner. In: Glaser, Franz/Mairitsch, Markus, Die Strahlen von St. Egid, FS der Stadthauptpfarre in Klagenfurt, 96-117.

Motive / Inschriften

Im Gibelfeld und am Architrav:
DEDICATVM OPUSCVLVM HOC DIVO ANTONIO PATROCINANTI QVAERENTIBVS AVXILIVM (Dieses kleine Bauwerk ist dem heiligen Antonius gewidmet, der die Hilfesuchenden schützt)

Auf der Südseite unterhalb einer steinernen Kanonenkugel:
GLOBVS HIC AFFIXVS
EXPLOSVS EST AB HVNNORVM REGIS MATHIAE DVCE
NOMINE MAVBITSCH FRVSTRA SOLIVM OPPVGNANTE
ANNO MCCCCLXXXII
(Diese hier befestigte Kugel ist abgeschossen worden von einem Anführer des Ungarnkönigs Matthias, mit Namen Maubitsch, der im Jahre 1482 Maria Saal vergeblich belagerte)
Unterhalb der Porträtköpfe auf einem römischen Kindergrabstein: HIC LOCUS EST UBI SALA STETIT PENETRARE VIATOR.
(Dies ist der Ort, wo Sala einst stand.
Betritt sie, o Wand'rer
)

Stifterinschift unter dem Bild des Hl. Antonius:
HANC CRUCEM
VIATORIBVS IN PIVM COMMODVM
ET IN MEMORIAM ANTIQVAE VRBIS SALAE AB
ATHILA PRIMO HVNNORVM REGE HOSTILI IMPETV
ANNO POST CHRISTVM NATVM CCCCCLI HIC
FVNDITVS DEVASTATAE POSTQVAM FLORVISSET ANNIS
DCCCXXIII
EX VETERVM MONVMENTIS ET LAPIDIBVS HOC
IN LOCO REPERTIS
HVC POSVIT
IOANNES DOMINICVS PRVNNER EX SINGVLARI
PIETATIS FERVORE ET VOTO
ARCHIDVCATVS CARINTHIAE CANCELLISTA
DEVOTVSQVE LOCI HVIVS INTEPRES
(Dieses Kreuz hat den Wanderern zu frommer Erbauung und Erinnerung an die alte Stadt Sala, die von Attila, dem ersten Hunnenkönig, in feindlichem Ansturm im Jahre 451 nach Christi Geburt hier völlig zerstört worden war, nachdem sie 823 Jahre in Blüte gestanden war, aus den an diesem Ort aufgefundenen Denkmälern und Steinen der Alten hier errichtet in der einzigartigen Begeisterung seiner Ehrerbietung und nach seinen Gelübde Johannes Dominicus Prunner, Kanzleibeamter des Erzherzogtums Kärnten und ergebener Forscher dieses Ortes.)

Ehrentafeln für Erzherzog Franz Joseph Carl in der Antoniuskapelle:
FRANZ IOS: CARL
K. K. PRINZ U: ERZHERZOG
V. ÖSTREICH
DER KUNST UND WISSENSCHAFT
HOHER VEREHRER

BESUCHTE AM 10. APRIL 1825
DIESEN KLASSISCHEN BODEN
VIRUNUMS
ZUR H÷CHSTEN FREUDE
DER TREUEN BEWOHNER
TB

Auf der Ostseite:
HAEC CRVX
ORTVM SVAE FVNDATIONIS SVMMIT
ANNO
POST INGENTEM TERRAE MOTVM, QVI QVARTA
DECEMBRIS ANNO MDCXC IN DIE SANCTAE BARBARAE
TREMENDE ACCIDIT
- 1692 -
IN QVO CLAGENFURTHI ECCLESIA PAROCCHIALIS SANCTI
AEGIDII VETVSTATE COLLAPSA FVNDITVS REIECTA ET
FVNDAMENTA TVRRIS NOVITER POSITA SVNT
ANNO EX POST MDCXCIII COPIOSVM
LOCVSTARVM GENVS CARINTHIAM ALIASQVE
PROVINCIAS INVASIT
(1692 - Dieses Kreuz
hat den Ursprung seiner Gründung im Jahr nach dem gewaltigen Erdbeben, das sich am 4. Dezember 1690, am Tag der heiligen Barbara furchterregend ereignete, in dem (Jahr als) in Klagenfurt die Pfarrkirche des heiligen Aegid infolge des Alters einstürzte und die Fundamente ihres Turmes neu verlegt wurden. Im Jahr darauf, 1693, hat ein riesiger Heuschreckenschwarm Kärnten und andere Provinzen heimgesucht.


Künstlersignatur von P. Haberl.

Gemeinde

Maria Saal

Standort

Beim Gasthaus Fleissner an der Bundesstraße von Klagenfurt nach St. Veit a. d. Glan liegt wenige Kilometer nördlich von Maria Saal mitten im historiscne Stadtgelände von Virunum das Prunnerkreuz. Zwischen dem Gasthaus und den Wirtschaftsgebäuden führt ein Feldweg nach Osten, der nach ca. 400 m einen von Norden kommenden Weg kreuzt. An dieser Kreuzung befindet sich das Prunnerkreuz.

Entstehungszeit

17. Jh.

KünstlerIn

P. Haberl (s. Artikel von F. Glaser unter "Forschung" aus dieser Website)

Dazu im Lexikon