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Steindenkmal oberhalb vom Bauer in Boden

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2015

Steindenkmal 1

Steindenkmal oberhalb vom Bauer in Boden - Bild 1

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2015

Steindenkmal 2

Steindenkmal oberhalb vom Bauer in Boden - Bild 2

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2015

Steindenkmal 3

Steindenkmal oberhalb vom Bauer in Boden - Bild 3

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2015

Steindenkmal, Vorderseite mit Wanderwegmarkierung

Steindenkmal oberhalb vom Bauer in Boden - Bild 4

Foto: Monika Gschwandner-Elkins 2015

Steindenkmal 4

Steindenkmal oberhalb vom Bauer in Boden - Bild 5

Foto: Archiv 2009

Steindenkmal 5

Steindenkmal oberhalb vom Bauer in Boden - Bild 6
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Beschreibung

Oberhalb des Gehöftes Bauer in Boden liegt auf der Weide westlich des sogenannten Plattnerhauses ein großer Steinblock. Er wird „Leckgeberstein“ genannt. Neben ihm liegen ein weiterer Steinblock und ein Holzstamm. Die Maße dieses Steines betragen ca. 160 cm × 60 cm. An seiner Vorderseite befindet sich eine Quellfassung. Der Steinblock ist vom Plattnerhaus durch einen kleinen Graben getrennt, in dem ein Bach fließt. Auf der Rückseite des Steins, die gegen Osten gerichtet ist, sind Gravuren zu erkennen. Deutlich zu sehen sind eine römische Zahl MDLIII (1553), darunter in Renaissance-Kapitalis das Wort CRUES und wiederum darunter eine Art Wappen mit der römischen Zahl XII (12) in der Mitte. Das Wort CRUES ist auf dieselbe Weise geschrieben wie sein Pedant am Felsen der Hundskirche. Die Schriftart ist eine Kapitalis-Quadrata. Die Inschrift ist etwa 70 cm lang und 15 cm hoch.

Legende, Geschichte, Sage

Dieser Stein ist, wie auch die anderen Funde in Boden, im 16. Jh., der Zeit der Reformation, entstanden.
Die Inschrift CRUES verweist auf Conrad Rues, dem die erste evangelische Predigt in Paternion und zwar für das Jahr 1555 zugeschrieben wird. Dies ist einer Notiz aus Michael Gothard Christalnicks Chronik von 1588 zu entnehmen. Darin wird C. Rues sogar, als der "erste vor andern" dargestellt, der mit der "deutschen Messe" in Kärnten begonnen hätte.
Michael Gothard Christalnick schreibt unter anderem: "Im volgenden jar, als man nach Christi geburt zalt hat 1555, hat der allmechtig, barmherzig gütig Gott als ein getreuwer vater aller barmherzigkeit die hochbetrübte kirche im erzherzogtumb Kerndten mit großen genaden angesehen und derselben auch damals das helle liecht seines lieben worts klar scheinen lassen. Denn es hat im iezt bemelten jar der ehrwidrig und wolgelert herr, Conradus Rues, zu Feistritz in Oberkerndten geboren, pfarherr zu S. Paternian, ein frommer, christlicher und von gott hochbegabter mann, zum ersten vor andern angefangen, enhalb der Drag die communion oder – wie mans damals nennet – die deutsche messe nach Gottes einigem bevelh und das nach ordnung der Augspurgischen confession rein und unverfelscht anzurichten und entgegen die bäbstische caeremonien abzuschaffen, darüber der teure hiert viel ungemach erleiden müssen, die er aber alle, vermittlung göttlicher hülfe bisher ganz ritterlichen überstanden; der liebe gott erhalte in noch lang seiner kirchen zu gutem."
Christalnicks Notiz bestätigt Rues Wirken. 1555 war er also schon als lutherischer Prädikant in Paternion tätig. Da das Steindenkmal jedoch das Datum 1553 aufweist, besteht die begründete Vermutung, dass Conrad Rues hier schon zuvor reformatorisch gewirkt hat.
In dem Urbar der zur Herrschaft Paternion gehörigen Pfarren von 1720 schreibt der damalige
Pfleger Johann Heinrich Ainether, dass Conrad Rues nach Wilhelm Salbecker Pfarrer war und als erster "dieße Sectische Irrsahl gepflanzet" hat. Er habe die drei Pfarren Paternion, Nikelsdorf und Feistritz "etliche Jahr gehabt". Ainether bezog sich auf ein Urbar aus 1597, das nicht mehr erhalten ist. Er berichtet des Weiteren, dass Conrad Rues die Pfarre Feistritz 23 Jahre verwaltete bis sein Sohn Carl diese als Prädikant übernahm. Er bekam sie vom Herrschaftsinhaber Sigmund Georg von Dietrichstein "zu einem Taufpfennig ad dies vitae verehrt und geschenkt". Er musste die Pfarre schließlich nach zehn Jahren verlassen. Conrad und sein Sohn Carl Rues prägten das religiöse Leben der Herrschaft Paternion in der ganzen 2. H. d. 16. Jhs. In dieser Zeit konsolidierte sich der Protestantismus in der Herrschaft. Die Freiherren von Dietrichstein und nach ihnen die Khevenhüller förderten diese Entwicklung wesentlich.

Siehe: Simone Madeleine Lassnig, Denkmäler der Reformationszeit und des Geheimprotestantismus im Raum Paternion, Diplomarbeit 2010
Denkmäler der Reformationszeit und des Geheimprotestantismus im Raum Paternion

Gemeinde

Paternion

Standort

Der Stein befindet sich am Wanderweg auf die Gasseralm nur wenige Meter oberhalb vom Gehöft Bauer in Boden neben einer Quellfassung.
Boden
9711 Paternion

Entstehungszeit

1553

Eigentümer / Betreuer

Fam. Schumi/Kreuzen

Dazu im Lexikon