Wie auch sonst in Europa gibt es in Kärnten und Slowenien die ganze Bandbreite an Bet- und Andachtsräumen: Schloss- und Burgkapellen, Hauskapellen entlegener Höfe, Kapellen entlang alter (und neuer) Pilgerwege, Kapellen zum Gedenken an gesellschaftliche Notzeiten, persönliche Schicksalsschläge und Gebetserhörungen, Friedenskapellen, die das Gedenken an Kriegsopfer und Kriegsverbrechen wach halten. Alle erzählen Geschichte, wissen von Sagen und Legenden zu berichten. Sie sind Zeugen der Kulturgeschichte des Landes und Ausdruck des religiösen Empfindens der meist ländlichen Bevölkerung.
Zu den Kapellen zählen auch die Karner auf unseren Friedhöfen, Ossarien, die häufig über der Gebeinkammer mit einer (Michaels-)Kapelle ausgestattet oder zu einem Aufbahrungsraum umgestaltet worden sind. Zu den bedeutendsten in Kärnten gehört der Karner aus Mettnitz mit seinem monumentalen mittelalterlichen Totentanzfresko (um 1500).
Auch Kreuzwege und Kalvarienberge werden hierher gezählt, weil sie als Ensemble von 14 Stationen den Rahmen eines einzelnen Bildstocks sprengen. Fast immer steht am Ende der Kreuzweganlage eine Kalvarienbergkapelle. Dass sich die Tradition der Kalvarienberge, die aus Jerusalem stammt, vom Spätmittelalter bis in unsere Zeit lebendig erhält, zeigen die Beispiele unterschiedlicher Epochen. Sie reicht bis zum „Kärntner Kreuzweg“ in Stein im Jauntal, den fünfzehn zeitgenössische KünstlerInnen mit Kärntenbezug gestaltet haben. Ein Beispiel eines zeitgenössischen Kreuzwegs in Slowenien wurde erst 2005 eingeweiht, der Kreuzweg auf den Berg Brinjeva gora in der Nähe von Prevalje mit seinen 14 Holzreliefs.
Foto: Stein i. Jauntal, Karner (Norbert Cech 2003)
Seit der Zeit um 1600 wurden in Kärnten ausschließlich Kreuzwege mit 14 bebilderten Stationen errichtet. Sie zeigten den Weg Jesu von der Verurteilung durch Pontius Pilatus bis zum Tod und zur Grablegung. Als 15. Station diente die jeweilige Kirche als Abbild der Grabes- (und Auferstehungs-) Kirche von Jerusalem. Diese Form geht auf den Franziskaner Leonhard von Porto Maurizio († 1751) zurück. Papst Clemens XII. erkannte im Jahr 1731 mit seinem Breve Unterweisungen über die Art, wie man den Kreuzweg abhalten soll diese Form des Kreuzwegs als kanonisch an und bedachte ihn mit Ablässen.
Quelle: Salzburger Bildungswerk
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