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Stadtbrunnen Friesach - Teil 1

Foto: Binter 2005

Renaissance-Brunnen am Hauptplatz von Friesach (16. Jh.)

Stadtbrunnen (1) - Bild 1

Foto: Norbert Cech 09.10.2009

Renaissance-Brunnen am Hauptplatz von Friesach (16. Jh.)

Stadtbrunnen (1) - Bild 2

Foto: Norbert Cech 09.10.2009

Mehrstöckiger Bronzetischbrunnen mit Neptunstatue als Abschluss

Stadtbrunnen (1) - Bild 3

Foto: Norbert Cech 09.10.2009

Tragende Puten

Stadtbrunnen (1) - Bild 4

Foto: Norbert Cech 09.10.2009

Tragende Stützfiguren

Stadtbrunnen (1) - Bild 5

Foto: Norbert Cech 09.10.2009

Vodnjak

Stadtbrunnen (1) - Bild 6

Foto: Norbert Cech 09.10.2009

Herkules erschießt Nessus ("Metamorphosen" Ovids)

Stadtbrunnen (1) - Bild 7
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Beschreibung

Der aus dem Schloss Tanzenberg stammende Renaissancebrunnen gehört mit seinem polygonalen Bassin und seinem zweischaligen Kandelaber zu den ältesten Brunnentypen, den sogenannten Schalenbrunnen: Oktogonales Becken mit Basisreliefs, zwei Schalen auf figuralen Trägern, als krönender Aufsatz ein Bronzetischbrunnen, der in einer Neptunstatue gipfelt.
An die mittlere Schale des Brunnens, die von vier nackten Männerfiguren gehalten wird, wurde 1802 das barocke Friesacher Stadtwappen eingefügt.
Der Brunnen wurde zuletzt 2014 im Auftrag der Stadtgemeinde Friesach restauriert.

Legende, Geschichte, Sage

Das Meisterwerk einer Renaissance-Plastik des 16. Jhs. wurde 1563 von einem unbekannten Meister für das Schloss Tanzenberg im Auftrag Leonhards II. von Keutschach (=Neffe des gleichnamigen Erzbischofs) geschaffen.

Vermutlich aus einer finanziellen Notlage heraus wurde der Brunnen 1802 nach Friesach verkauft, zerlegt und mit Ochsenfuhrwerken nach Friesach gebracht. Käufer war der Friesacher Apotheker Mag. Anton Baumer. Der Brunnen wurde als Ersatz für einen defekten Holzbrunnen am Hauptlatz in der Mitte aufgestellt. (Höhe heutige Sparkasse).

Restauriert wurde der Brunnen bereits in den Jahren 1867/68. Vermutlich wurde dabei die wohldurchdachte Abfolge der Bildfelder vertauscht: Poseidon war ursprünglich gegenüber seiner Gattin Amphitrite, daher war die eigentliche Bildfolge Poseidon-Aktäon-Europa-Andromeda und Amphitrite-Deianeira-Leda-Proserpina. Zeus in Gestalt des Schwans bzw. des Stiers ist nach wie vor genau gegenüberliegend.
Bei der Restaurierung 1927 wurde das schadhafte mittlere Becken ausgetauscht. Bis dahin war er als Nutzbrunnen in Verwendung. 1961 wurde der Brunnen in Zuge einer weiteren Restaurierung zum jetzigen Standort am oberen Ende des Hauptplatzes gebracht.
2002 gestaltete das BG Tanzenberg eine „virtuelle“ Heimholung des Brunnens mittels der Kulturinitiative „Synart Tanzenberg“. Beim „Brunnenfest“ im Schlosshof bildeten Literatur, Malerei, Plastik, Musik und die darstellende Kunst eine Symbiose. Zu diesem Projekt erschien als Dokumentation der Katalog „S(PR)ING.BRUNNEN“. Neben spannenden Essays zum Thema Wasser und Brunnen, einem Auszug aus einem bildnerischen Wettbewerb von Schülern bietet der Katalog eine detaillierte, lesenswerte Beschreibung des Friesacher Renaissancebrunnens.
„Nichts ist für die Ewigkeit geschaffen“. Undichte Stellen, Schwinden des Fugenmörtels und die starke Verschmutzung veranlasste die Stadtgemeinde Friesach 2014 eine Restaurierung in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt in Auftrag zu geben. Von Anfang Juni bis Mitte September wurde eine komplette Reinigung mittels Sandstrahl-Methode durchgeführt. Zudem sind die beiden Schalen und das achteckige Becken des Brunnens mit Bleiwannen versehen worden. Fugen und lockere Steinstücke wurden mit Kunststein bzw. Mörtel ausgebessert.
Für die Renovierungsarbeiten am Renaissance-Brunnen zeichnen die beiden selbständigen Steinrestauratorinnen Susanne Leiner und Bettina Unterberger verantwortlich.

Stadtbrunnen Friesach - Teil 2

Quellen:
Reinhardt, Udo, Der Renaissancebrunnen von Schloss Tanzenberg (1563) auf dem Hauptplatz in Friesach, in: S(PR)ING.BRUNNEN. Mnemosyne & Vergegenwärtigung, hrsg. von E. Sigot. SynArt, Tanzenberg 2002, 36-59.
Bretzigheimer, Gerlinde, Der Renaissancebrunnen von Friesach: ein Liebes- oder ein Tugendbrunnen? In: Carinthia I, 193. Jg. (2003), 271-310.

Motive / Inschriften

Das achteckige Brunnenbecken schmücken Reliefs mit Szenen der griechisch-römischen Mythologie.
Alle Szenen sind mit dem Element Wasser verbunden
•Poseidon (Neptun), Gott des Meeres mit Wellenrössern und Muschelwagen, in der rechten Hand den Dreizack
•Der Jäger Aktäon wird von der badenden Göttin der Artemis (röm. Diana, Göttin der Jagd und des nächtlichen Lichtes) in einen Hirsch verwandelt und von seinen eigenen Hunden zu Tode gehetzt
•Zeus in Gestalt eines Stieres entführt Europa, die Tochter des Königs Agenor von Phönikien nach Kreta. Über dem Paar schwebt Hermes, der Beschützer der Reisenden.
•Amphitrite, auf einem Delphin sitzend, Gemahlin des Poseidon, begleitet von zwei ins Muschelhorn stoßenden Tritonen
•Perseus, der von Hermes die Flügelschuhe geborgt hat, befreit die an einen Felsen angekettete Andromeda vor dem Meeresungeheuer. Sie wird seine Gemahlin.
•Deianeira wird durch den Kentauren Nessos entführt, doch Herakles tötet den Kentauren mit einem Giftpfeil
•Zeus in der Gestalt eines Schwans mit Leda und den gemeinsamen Söhnen Kastor und Pollux
•Raub der Proserpina durch Hades, dem Gott der Unterwelt

In den Lisenen zwischen den mythologischen Szenen findet man die Keutschacher Rübe, das Wappenbild der Auftraggeber von Tanzenberg, das Auftragsjahr 1563 eingemeiselt in römischen Ziffern sowie das Jahr der Überstellung nach Friesach 1802. In weiteren Lisenen sind Musikinstrumente, Blumen, Ornamente, Tiere aber auch der Phönix, der aus der Asche steigt (Symbol der Unsterblichkeit) und Pallas Athene mit Helm und Lanze zu sehen.
In der Beckenmitte stehen drei menschengestaltige Tritonen von künstlerisch hervorragender Qualität, die auf ihren Köpfen eine Schale tragen, in die nach der Übertragung des Brunnens das barocke Friesacher Stadtwappen eingefügt wurde. Da Friesach 1802 noch zu Salzburg gehörte, hat das Wappen nur einen Löwen.
Bemerkenswert ist die Arbeitsteilung der Tritonen: einer trägt die Schale mit beiden Händen, einer mit einer Hand während der dritte die Arme verschränkt und die scheinbare Last nur am Kopf annimmt.
Die Schale in der Mitte zeigt außen unter dem schmalen Rand ein muschelförmiges Dekorband, unterbrochen von vier bärtigen Gesichtern als Wasserspeier. Darüber vier Putten, die eine gleichartige kleinere Schale tragen.
Bekrönt wird der Brunnen mit einer zierlichen Bronzegruppe mit einer Poseidondarstellung, mit Dreizack und Stab. Die Bronzebekrönung dürfte ursprünglich als Tisch- oder Gartenbrunnen gedient haben und stammt wahrscheinlich aus Nürnberg oder Augsburg. Im Munde des Poseidon sowie in jenen der kleinen Putten befinden sich später eingefügte Spritzrohre.

Jahreszahl: 1563.

Gemeinde

Friesach

Standort

Am Hauptplatz von Friesach
Hauptplatz
9360 Friesach

Entstehungszeit

1563

Eigentümer / Betreuer

Stadtgemeinde Friesach

Dazu im Lexikon